N. O. D.

Die industrielle Revolution führte zu katastrophalen Folgen für die Menschheit. Nicht, weil das technologische Denken den Menschen in die Schizophrenie stürzt. Sondern weil sie die Psychotherapie und den funktionalen Normzustand der menschlichen Vernunft normalisiert.

Die industrielle Revolution führte zu katastrophalen Folgen für die Menschheit. Nicht, weil das technologische Denken den Menschen in die Schizophrenie stürzt. Sondern weil sie die Psychotherapie und den funktionalen Normzustand der menschlichen Vernunft normalisiert.
Die industrielle Revolution und die aus ihr entstehenden Gesellschaften geben in kybernetischen Prozessen die Blaupause vor, nach welcher in ihr selbst Wandel geschehen kann. Die Techne beherrscht den Kosmos so perfekt, dass jedes Aufbegehren dazu verpflichtet wird, selbst zu produzieren. Wie die industriellen Maschinen der Techne, produziert der revolutionäre Prozess neues. Er bläst neue Gefäße menschlichen Willens aus Glas ein, um den Überfluss von Wunsch und Trieb zu verhindern.
Das unterscheidet die Revolution vom Terror, sie ist produktiv, ihm fehlt die technische Logik. Er beißt und kratzt nur gegen das unmittelbare. Er ist zu natürlich, die Revolution hingegen rein technisch.
Terrorismus, lehrt uns Lenin, ist nichts als bewaffneter Reformismus.
Terror führt zu nichts.
Reaktion und Revolution umkreisen einander in endlosen kybernetischen Kreisbewegungen. In der Selbstreparatur der Reaktion, und der Reparatur durch Synthese in der Revolution. Alles Politische ist nichts weiter als eine positive Feedback Loop.
Die sich immer wiederholende und immer wieder aufdrängende Manifestation einer maschinellen Fremdherrschaft wirkt nur in ihrer Prosaform absurd. Die Realität der technologischen Herrschaft über den Menschen liegt nicht in Skynet oder dem fucking Terminator selbst, sondern in der Herrschaft von selbsterhaltenden kybernetischen Strukturen über und außerhalb von menschlichem Wirken.
Der Urmensch lernt von dem Wahnsinn der kosmischen Architekten und lernt zu wollen. Er lernt zu wollen, um überhaupt erst zu schaffen. In der Brandrodung lernt er Terror, die erste Rebellion gegen den Kosmos. Im Ackerbau lernt er darauf aber die Revolution. Und wie jeder Revolutionär verbietet er den Terror vor allem anderen. Er verbannt die Brandrodung zugunsten des Besitzes.
Wie alle Revolutionäre frisst er nicht nur seine Kinder, sondern seine Märtyrer. Er opfert die Anti-kosmische Befreiungsfront seinen neuen faschistoiden Götzen. Und er kann es nicht mehr lassen zu opfern, um sich der immer weiter wachsenden Frucht seines Willens zu entziehen. Was er will, beherrscht ihn und er findet sich gefangen in seiner ewigen kybernetischen Polis. Mal reaktionär, mal Erneuerer. Mal Säkularist, mal Fotze mit neurechter Blogspot Website und mal treffen ihn drei Kugeln einer Ghost Gun in die Schädelwand.

Nechayev (saw) sagt, der Revolutionär hat nichts, kein eigenes Interesse, weltliche Bindungen, noch nicht einmal einen Namen. Wir fügen hinzu: der Terrorist hat nichts davon, minus der revolutionären Utopie. Die Welt kennt den Revolutionär zu intim, um ihn zu fürchten, den Terroristen nicht gut genug, um ihn überhaupt ernstzunehmen. Er ist zu jung. Entsprungen aus 24 Jahren seit dem Ende der Geschichte, 1400 Jahren seit Karbala, einem Millennium, das Mörder und Märtyrer von Sinn und Utopie entfremdet hat.

Die Welt, sie kennt ihn nicht, sie kennt sein Nichts nicht. Sie fragt nach seinem Ziel und seinem Fucking Parteiausweis. Sie kann aufatmen, er will nichts, wie ein Bond Bösewicht oder der Buddha. Sie kann den Terror nur verkraften, weil er (noch) die zentralisierenden Überbleibsel des überalterten Revolutionärs in sich trägt. Bekennerschreiben, Manifeste, Flaggen, Kalifate, Menschen. Der Terror frisst sich selbst, das Menschliche in sich. Er befällt den Menschen als ein Parasit des Nichts und militarisiert ihn zum Guerilla gegen den Kosmos.

Die Welt kann Luigi Mangione so wenig Gehör schenken, wie sie Ted Kaczynski (saw) Gehör geschenkt hat. Sie braucht keinen Terror, sie braucht Hoffnung, Perspektive Planung, Fortschritt, Ressourcenverteilung, Zukunft, Räte, Kommissionen, Repräsentationssysteme und “I voted” Plastikanstecker.

Sie will keine Briefwahl.
Ihr Gegenpol will gar nichts. Scheiß auf das Manifest, ein Manifest nach einem Anschlag ist nichts anderes als ein Album nach einem Plattendeal. Industry plants, Poser.
Im Kern will der wahre Terrorist gar nichts, wie ein Bond Bösewicht oder der Buddha. Das trust fund baby in New York und seine 2 Wochen Fame verhalten sich zum Terror wie Metallica zu Metal.

Der Terror selbst setzt sich in diesen Zeiten gerade erst aus den bestehenden Verhältnissen und revolutionären Mythen zusammen. Dass sein Opfer der biologische Mensch, der Zivilist ist, ist ein Überbleibsel der alten Revolutionen, die noch aus der Beta-Version gepatcht werden müssen.
Die Codesprache in der Geschichte geschrieben wird, verkürzt sich. Nur noch der Mensch spricht sie, und kann sich damit noch notdürftig mit dem Kosmos verständigen, noch. Er scheut sich nicht, den Technofaschismus als Firewall gegen die Nullifizierung ins Gefecht zu werfen.

Die Revolution, inklusive der medialen und technologischen, fordert mehr biologische Opfer als der Terror. Niemand bestreitet das. Auch die Reaktion, die zweite Stütze der Zitadelle, die nun versucht Amazonas und Gesundheitssystem zu retten, fordert mehr Blutopfer vom Menschen als der Terror. Nichts davon überrascht, wir akzeptieren es sogar frohen Herzens. Denn wie sehr uns der Kosmos auch an den Erdkern kettet, wir vertrauen darauf, dass Wille dahinter steckt. Selbst wenn wir an die Bösartigkeit der Weltordnung glauben. Auch die dystopische Perspektive ist eine Perspektive.
Ihre Perspektive ist 0 und dieser Artikel wirbt für überhaupt nichts. Wir schlagen dem Leser vor, produktiv zu sein und darauf zu vertrauen, dass nichts Politisches jemals die Selbstreparatur des Kosmos gefährden wird. Wir versichern ihnen, dass nichts in Gefahr ist. Die Aktie von UnitedHealth normalisiert sich wieder.
Was Lenin meint: der Terrorismus ist nicht an sich bewaffneter Reformismus, sondern er provoziert bewaffnet den Reformismus, anstatt ihn per revolutionärem Parteiausschuss abzusetzen.
Was in New York geschieht, schockiert, weil Mangiones Reformismus schockierend rational ist. Die Reform ist jedoch nur die reaktionäre Komponente des Systems, ein notwendiges Partikel des Terrors, eine Überreaktion auf einen an sich harmlosen Virus.
Denn Terror führt zu nichts.
Die Reaktion hingegen wird unerbittlich, produktiv bleiben. Sie wird nicht aufhören, sagenhaftes Verlangen in uns und unsagbaren Mehrwert für uns darzubieten. Das Kapital so lange geißeln, bis es den Abszess des Anthropozäns noch für ein paar weitere Jahrhundertchen am Leben erhält. Die Panik der Reaktion vor der 0 ist so neurotisch, wie die Panik der 0 vor dem Sein schizophren ist. Denn die 0 sprengt sich Jahr für Jahr in Sein und die Selbstvernichtung des Terroristen ist ein notwendiger Protest gegen seinen eigenen Erfolg (Wir wiederholen deswegen: Mangione – Poser). Je mehr Wert, Wille und Wohl aus der Kanonade des Kapitals gefeuert wird, umso mehr verführt sich der Mensch zum nuklearen Nirvana und träumt von neuer industrieller Brandrodung.
Aber das führt zu nichts.

Denn:

Wir versichern Ihnen, dass der Terror niemals ein politisches System entwerfen wird. Wir versichern Ihnen, dass Terror niemals Sexy sein wird. Wir versichern Ihnen, Terror wird niemals Kanzler und niemals Betriebsrat.

Terror wird niemals den Kosmos beherrschen und Gebote erlassen.
Wir versichern Ihnen:
Nichts könnte schlimmer sein.
Und Terror führt zu nichts.

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