„Ich wollte diese verdammten Hoes. Ich wollte diese gottverdammten Hoes. Mit ihren großartigen Beinen, ihren fetten Ärschen und ihrem wunderschönen Haar. Wer das liest, wird sich sowas fragen wie: ‚Warum hat er das getan? Warum hat er das nur getan? Er war doch so ein guter Junge.‘ Tja, ich muss euch leider enttäuschen – so gut war ich nicht. Vielleicht genauso gut wie jeder von euch. Sei’s drum. Ihr fragt euch, wieso ich mir das Licht ausgepustet habe? Hier die Antwort.
Ihr wisst doch, dass ich ständig in meinem Zimmer saß, nicht gern unter Leuten war. Ihr wisst jedoch nicht, was ich in meinem Zimmer gemacht habe – zumindest hoffe ich, dass ihr das nicht wisst. Ich erleuchte euch: Ich habe mir Videos angeschaut. Es gibt einen YouTuber, der nennt sich Sub5Cope. Ihr könnt nichts mit der Black Pill anfangen, also erkläre ich euch auch das: Die Black Pill ist eine Community, in der sich Leute sammeln, die mit der Red Pill abgeschlossen haben. Die Red Pill ist eine Community, die einen Leitfaden geben soll, wie Männer attraktiver für Frauen werden. Die Black Pill geht davon aus, dass Erfolg mit Frauen genetisch determiniert ist – namentlich durch das Aussehen, also vor allem das Gesicht und die Körpergröße. Wenn man hässlich ist, so wie ich, hat man keine Chance, ein Mädchen abzubekommen – man ist ein Sub5. Papps kann nichts dafür, dass er mir nicht die Chad- oder Chadlight-Gene übergeben konnte. Als Sub5 wird man entweder benutzt oder gemieden. Es wird sich über einen lustig gemacht, und am Ende ist man der Fußabtreter. So habe ich mich gefühlt. Manchmal ist es, als ob man gar nicht da ist – und wenn, bekommt man einen angewiderten Blick, sobald man auf Menschen zugeht. Du versuchst alles, was in deiner Macht steht: Du gehst ins Fitnessstudio, beginnst zu mewen und hörst auf zu masturbieren. Du bone-smashst vielleicht sogar ein wenig. Du denkst, damit schaffst du es endlich, Liebe zu bekommen – aber am Ende bringt alles nichts. Du bist immer noch ein Loser. Am Ende landest du bei Kanälen wie Sub5Cope. Wenn du keine Chance auf Liebe hast, landest du da. Ich habe mir angeschaut, wie Leute ihr Gesicht vermessen oder das Gesicht anderer Leute auf einer Skala bewerten. Die Gegenwart war beschissen, und die Zukunft sah noch beschissener aus. Eines Tages bin ich auf Videos von PUA‘s gestoßen. Ich wollte der Red Pill eine Chance geben – ich hatte sie nie in Betracht gezogen. Die PUA‘s versprachen mir, dass es möglich sei, ein attraktiver Typ zu werden, wenn man sich wie einer benahm. So einfach sollte es sein. Status sei alles. Geld ist wichtig, und man muss Game haben. Ich folgte ihnen und ging raus. Ich ging in Clubs, ich ging in Bars. Ich redete mit so vielen Frauen wie in meinem ganzen Leben nicht – und das alles in zwei Monaten. Ich wurde gut, und mein Leben sah besser aus. In dieser Zeit war ich öfter bei euch – vielleicht könnt ihr euch erinnern. Die dunkle Zeit in meinem Zimmer schien vorbei. Jedenfalls traf ich ein Mädchen. Josie. Sie war alles, was ich immer wollte. Sie war die Traumfrau für mich. Wir gingen miteinander aus. Ich hatte mit achtundzwanzig endlich mein erstes Mal. Wir waren drei Wochen zusammen, als ich Jack in einem Club kennenlernte. Er sah gut aus – kurz gesagt: Er war alles, was ich nicht war. Groß, blond, muskulös, witzig und aus einem wohlhabenden Elternhaus – ein geborener Gewinner. Ich traf ihn an der Bar eines Nachtclubs, und wir kamen ins Gespräch. Wir verstanden uns gut, und bald gingen wir überall zusammen hin. Natürlich stellte ich ihm bald Josie vor. Wir trafen uns auf ein Double Date. Als die beiden sich kennenlernten, hatte ich schon ein ungutes Gefühl. Sie hatten sich bei der Vorstellung zu lang in die Augen geschaut – zu lang für meinen Komfort. Vier Wochen später ging ich zu Josies Haus. Es war ein normaler Tag, aber wir hatten uns lange nicht gesehen, und ich wollte sie zuhause überraschen. Ihr kleiner Bruder ließ mich rein – er meinte, er hatte sie reinkommen hören und dass sie in ihrem Zimmer sein müsse. Als ich nach oben ging, hörte ich ein Stöhnen. Ich schaute durchs Schlüsselloch und sah sie mit gespreizten Beinen auf dem Bett liegen. Ein Mann stieß in sie, und sie hielt seinen Arm. Es war zwölf Uhr mittags. Der Mann kam mir nicht bekannt vor. Ich ging nach Hause und warf die Blumen, die ich für sie mitgebracht hatte, in die Tonne. Ich traf mich danach mit Jack und erzählte ihm die Sache. Alles, was er zu mir sagte, war: „Kopf hoch, Bro. Du musst nur du selbst sein, dann funktioniert das mit den Mädchen.“ Das war alles. Die Natur hatte mich wieder in den Arsch gefickt, und ich konnte ihr nicht entkommen. Deswegen werde ich ihr jetzt endgültig entfliehen.“
Ich sah mir den Brief an und musste ein Lachen unterdrücken. Ich fragte mich, was zur Hölle ich da geschrieben hatte. Ich warf den Brief in den Mülleimer und unterdrückte ein Lächeln. „Jeder Mensch kann das Beste aus den Karten machen, die ihm gegeben wurden – auch wenn das manchmal eben keine zwei Asse sind. Scheiß drauf. Pack das Leben bei den Hörnern und genieß die Fahrt“, schrieb ich auf einen Zettel und klebte ihn an die Tür meines Zimmers.