Der Amoklauf von Graz hat die ohnedem stark geschundene österreichische Seele übel angegriffen. Oftmals sind solche Ereignisse auch symptomatisch für die Verfasstheit eines Landes und gehen gerade darum durch Mark und Bein, weil sich in ihnen ein größeres, allgemeines und universelles Unheil widerspiegelt. Dieses Attentat findet fünf Jahre nach dem islamistischen Anschlag von Wien statt. Beide Ereignisse markieren damit ein halbes Jahrzehnt des Untergangs, ein halbes Jahrzehnt der Hölle für Österreich.
Das geht so: Die wirtschaftliche Situation des Landes könnte schlimmer nicht sein – und war schlimmer nie. Staatsverschuldung, Haushaltsdefizit, Teuerung, Konkurse, Arbeitslosigkeit, Finanzskandale und Korruptionsnetzwerke. Ehemalige Kanzler, verwickelt in dubiose Machenschaften. Gerichtsverfahren und Verurteilungen unentwegt – und eine Bevölkerung, geknechtet und geknebelt von einem miesen, dauerübergriffigen Staat und seiner bürokratischen, banal-bösen Politikerkaste.
In dieser dann stetes und unaufhörliches Geschacher um Posten und Ämter, Nepotismus und Freunderlwirtschaft. Wechselnde Regierungen und Konstellationen ohne Unterlass – und doch dieselben Unheilbringer mit ihrem frechen Gebaren und dreistem Dünkel. Justizskandale bis hin zur mutmaßlichen Liquidierung hoher Staatsbeamter. Untersuchungsausschüsse und hochrangige Politiker auf Anklagebänken. Hochnotpeinliche Entlarvungen von Würdenträgern als Kretins, betrunken auf Ferieninseln oder in Chats, sich wie ärgster Pöbel gebärdend.
Das Land derweil: von Fremden überflutet und von allen europäischen Ländern am wenigsten in der Lage, sich im Ränkespiel um Grenzöffnungen und -schließungen durchzusetzen. Gebeutelt von absurden Maßnahmen der Seuchenbekämpfung, mündend im Wahn eines angedrohten Impfzwangs. Außenpolitisch jede Neutralität über Bord werfend und zum hässlichen Anhängsel anderer hässlicher Staaten degradiert.
Über allem aber – und gleichsam als Sinnbild dieses Verfalls – das Staatsoberhaupt. Auf der einen Seite immerdar sich jovial und sanftmütig, mahnend und besonnen gebend. Hinter dieser Komödie verbirgt sich im Kern aber das tyrannische Zerrbild eines Politikers mit einer opportunistischen und ins Korrupte neigenden Machtagenda. Van der Bellen ist der personifizierte Untergang der Zweiten Republik: morsch und todesnah, gleichwohl mit faltiger, zitternder Hand jede Zukunft des Landes im Würgegriff haltend. Nicht wegzubekommen, immerzu anmaßend-belehrend und einseitig, jedes Recht mit Füßen tretend – ein Tyrann mit freundlichem Gesicht.
Und dann wären da noch die großen Erfolge: zwei Fast-Österreicher in Frauenkleidern, unter Aufbringung einer ins Absurde reichenden Travestie, gewinnen einen Gesangswettbewerb. Das soll uns dann zur Freud und Ehr gereichen.
Die Zweite Republik geht so ihrem Ende entgegen. Damit das, was danach kommt, nicht noch schlimmer wird als dieses Jahrzehnt der Hölle, braucht es jetzt einen Zusammenschluss der Wenigen, Guten, Richtigen – die jenseits der aktuellen, verkommenen Figuren und Institutionen das Land wieder aufrichten und ihm seine Würde zurückgeben.