Frisch sollen meine worte dir sein im abend
wie das rascheln der blätter im neigen
unter der hand des maulbeerpflückers im schweigen
der bei dem langsamen werke noch säumt
auf der leiter die sich vedunkelnd und ragend
abhebt vom stamm der im silberglanz träumt
bis an der kahlen äste verzweigen
indes der mond dem blauen reigen
sich nähert um vor sich den schleier zu breiten
wo unsere träume in ruhe sich wiegen
und es scheint als spüre die landschaft wie er streunt
und sie mit reif schon überflutet im nächtlichen gleiten
als tränke an ihm sie den erhofften frieden
und sähe ihn nicht.
Gelobt sei mir für dein perlenangesicht
o Abend und für deine grossen feuchten augen wo schweigend liegen
die wasser der himmlischen weiten!
Süss sollen meine worte dir sein im abend
wie der rauschende regen
lauer und flüchtiger segen
und am tränenden abschied des frühlings sich labend
auf den maulbeeren den ulmen und dem wein
und den fingern der kiefer ∙ ihrem jungen und rosigen sein
das mit den lüften spielt und sie verliert
und auf den ähren noch ohne den blonden glast
doch die das grün nicht mehr ziert
und auf dem heu das schon die sense verwunden
und dessen farbe verblasst
und auf den olivbäumen den brüderlichen
an deren heiligkeit die hügel erblichen
zu lächelndem lande.
Gelobt sei mir für deine duftenden gewande
o Abend und für den gürtel der dich umbunden
wie die winde das heu im arom umfasst!
Ich werde dir sagen zu welchen reichen
der liebe der fluss uns ruft ∙ aus welchen gründen
die ewigen quellen im schatten antiker eichen
das heilige mysterium der berge verkünden;
und werde dir sagen welches geheimnis liess
die hügel an den klaren himmelsrändern sich ründen
wie lippen welche einst ein verbot verwies
und warum ihre schönheit durch das verlangen
es ganz zu sagen gedeiht
jenseits von menschlichen belangen
und wie sie ihr schweigen in immer neuer zeit
zu trösterinnen macht ∙ und warum es dann hier
so scheint als könne die seele in noch stärkerer begier
sich jeden abend mit ihnen vereinen.
Gelobt sei mir für deinen tod ∙ den reinen
o Abend und für die erwartung die in dir
den ersten sternen das zittern verleiht!
Übertragung durch Ludwig Lehnen